Bezahlbar bauen – Modelle, die funktionieren

Der „Bau-Turbo-Pakt“ der Ampel soll bezahlbar bauen vereinfachen. Schnell genehmigen, Vorgaben einfacher gestalten und vor allem schneller bauen – diese Ziele streben Bund und Länder an. Das Ganze klingt zwar gut, jedoch bleibt eine konstruktive Lösung, die im Ausland schon lange erfolgreich praktiziert wird, dabei unbeachtet: das Aufstocken von bereits bestehenden Häusern.

Die Niederlande machen es vor

Würde man sich bei der Aufstockung von Bestandshäusern Mühe geben, dann könnte es nach Berechnung der Technischen Universität Darmstadt in Deutschland bis zu 2,7 Millionen neue Wohnungen geben. Das Aufstocken geht schneller und ist deutlich günstiger als ein Neubau. Die Anpassungen, die das Baurecht vorsieht, ließen sich einfach ändern, wie es das Beispiel aus den Niederlanden zeigt. Dort wurden in den vergangenen Jahren die Bauvorschriften überarbeitet, und 25 Prozent davon landete im Papierkorb. Jetzt haben die Niederländer eine neue Bauordnung, die weniger vorschreibt und stärker auf die Ziele setzt. So können die Bauherren selbst entscheiden, ob ihnen Lärmschutz oder Energiesparen wichtig ist.

Genossenschaftlich bauen

Eine weitere, sehr gute Idee, die in den USA, Belgien, der Schweiz und in Großbritannien seit einiger Zeit umgesetzt wird, ist das genossenschaftliche Bauen. „Community Land Trusts“ nennt sich dieses erfolgreiche Programm, was einfach funktioniert. Stiftungen kaufen Grundstücke und stellen damit den Boden für Träger, Organisationen und Genossenschaften zur Verfügung. Wer dort bauen will, muss sich an soziale Kriterien halten und darf weder mit den Grundstücken noch mit den dort geplanten Häusern spekulieren. So entsteht vor allem in den Metropolen bezahlbarer Wohnraum.

Die Grundstücke entscheiden

Das Wichtigste beim bezahlbaren Wohnraum ist und bleibt der Boden. Ulm ist ein gutes Beispiel dafür, wie man vorausschauend handelt. Dort wird darauf geachtet, dass möglichst viele Grundstücke im Besitz der Stadt sind und dass immer neuer Boden dazugekauft wird. Die Stadt legt zudem fest, zu welchem Preis gebaut wird, sodass der Meistbietende das Grundstück nicht automatisch bekommt. Damit werden Spekulationen beendet und es entsteht bezahlbarer Wohnraum.

Bild: © Depositphotos.com / PantherMediaSeller

Ulrike Dietz